Familienplanung

… als Schlüssel zum Erfolg

Familienplanung und reproduktive Gesundheit vereinen im Lauf der Geschichte mehrere Faktoren. Zu Beginn stand der Demographische Aspekt im Vordergrund: Durch Familienplanung sollte Bevölkerungsentwicklung gelenkt werden, um Über- oder Unterbevölkerung entgegenzusteuern. Der Gesundheitliche Aspekt hingegen versteht Familienplanung als Schutz der körperlichen Unversehrtheit, etwa durch Senken der Müttersterblichkeit oder durch den Gebrauch von Kondomen als Schutz vor HIV. In den 1990er Jahren kam der Menschenrechtliche Aspekt (rights-based approach) auf. Bei internationalen Konferenzen wurden sexuelle und reproduktive Rechte des Individuums festgeschrieben. Ziel war die Gesundheit vor allem von Frauen zu verbessern und deren rechtliche Situation zu stärken. Der Geschlechter-Aspekt betont, dass Frauen nicht nur Zugang zu Gesundheitsdiensten haben sollten, sondern auch in alle Phasen des Entwicklungsprozesses gleichberechtigt einbezogen werden müssen, um Armut nachhaltig bekämpfen zu können. Dies ist nur dann möglich, wenn Frauen im gleichen Maß wie Männer Bildung genießen und dadurch selbstbestimmt leben können.

Sozialer Status und Zugang zu Verhütungsmitteln

Familienplanung1Zentrale Fragen der Familienplanung drehen sich daher einerseits um den sozialen Status der Frau. Kann eine Frau ihre Fertilität selbst steuern? Wer entscheidet über die Anzahl der Kinder? Wer über den Zeitpunkt? Der Ehemann? Die Frau? Oder beide?
Andererseits ist der Zugang zu Verhütungsmitteln bedeutend. UN-Schätzungen zufolge haben 220 Millionen Frauen in weniger entwickelten Regionen der Welt ungedeckten Bedarf nach sicheren und effektiven Verhütungsmitteln. Die Zahl der ungewollten Schwangerschaften würde in Ländern des Globalen Süden um 20 Prozent sinken, wäre dieser Bedarf gedeckt. Dies hätte den positiven Effekt, dass Risikoschwangerschaften und unsichere Abbrüche vermieden werden könnten.

Der Zugang zu Familienplanung und Einrichtungen der reproduktiven Gesundheit (also Informationen über und Zugang zu Verhütungsmitteln, medizinische Betreuung während der Schwangerschaft und Geburt) ist nicht für alle Frauen und Männer gleich. Die entscheidenden Faktoren sind Bildung, Wohlstand und Wohnort (in der Stadt oder auf dem Land). So bleibt der Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und Gesundheitseinrichtungen vor allem Frauen aus ländlichen Regionen, die einen niedrigen ökonomischen und sozialen Status haben, verwehrt.

Selbstbestimmte Familienplanung

Eine selbstbestimmte Familienplanung hat neben der Vorbeugung der Müttersterblichkeit viele positive Effekte auf den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung der Kinder:
Mädchen und Frauen, die den Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft selber wählen können, haben eher komplikationslose Schwangerschaften und nehmen eher an Vorsorgeuntersuchungen teil. Auch ihre Kinder haben bessere Überlebenschancen. Mutterlose Kinder sind einem 10mal so hohen Risiko ausgesetzt, früher zu sterben, als Kinder, deren Mütter noch am Leben sind. Mädchen, deren Mütter die Geburt wiederum überlebt haben, gehen im Durchschnitt länger in die Schule, heiraten später und bekommen ihr erstes Kind erst nach ihrem 20. Geburtstag. Dadurch wird das Risiko, an schwangerschafts- oder geburtsbedingten Komplikationen zu sterben, essentiell verringert.

Bildung ist der Schlüssel

Familienplanung2Sexualpädagogische Erziehung von Jugendlichen ist besonders wichtig. Diese vermittelt nicht nur biologische Fakten zum Körper, sondern auch Inhalte, wie Einstellungen zur Sexualität, Umgang der Geschlechter miteinander und natürlich Wissen über Verhütung von ungewollten Schwangerschaften bzw. sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV/AIDS. Studien zeigen, dass mehr Wissen rund um die Sexualität ein späteres „Erstes Mal“ und verantwortungsvolles Sexualverhalten begünstigen.

Sexualität ist in vielen Ländern des Südens jedoch ein Tabu. Oft scheuen LehrerInnen vor diesem Thema zurück und vermitteln lebenswichtige Informationen nicht an ihre SchülerInnen. Vor allem Mädchen wird durch mangelnde Schulbildung jede Chance auf Aufklärung genommen. Aufklärungskampagnen von nationalen und internationalen NGOs springen hier oft ein und übernehmen die Wissensvermittlung.

Fotos: Petra Bayr