Mutternacht 2016

Das war die mutternacht_klein_weblog Aktion 2016

Am Dienstag den 3. Mai 2016 lud die Plattform Mutternacht zur Österreich-Premiere des Dokumetarfilms Sister ins Top Kino in Wien ein.

Welchen lebensbedrohlichen Risiken und Hindernissen sind schwangere und gebärende Frauen in Äthiopien ausgesetzt? Unter welchen Bedingungen arbeitet eine Hebamme im ländlichen Kambodscha? Welchen strukturellen und armutsbedingten Hürden begegnet Madam Bwa als Geburtshelferin und Hebamme in einem Stadtviertel auf Haiti? Wie kann und muss geholfen werden, wenn sich Frauen bei der Geburt in Lebensgefahr befinden?

Der Dokumentarfilm „Sister“ hat uns auf sensible Weise die Situationen von vielen werdenden Müttern, zwei engagierten Hebammen und einem Arzt auf drei verschiedenen Kontinenten nähergebracht.

Quote: „Es ist ein sensibles filmisches Portrait, das die aufopfernde Arbeit in schwierigen und schönen Momenten begleitet: Goitom Berhane, ein charismatischer Arzt in einem ländlichen Spital in Äthiopien. Pum Mach, Hebamme in einem minenverseuchten Gebiet Kambodschas. Madam Bwa, Hebamme, die selbst gegen Armut kämpft und in einem dicht bevölkerten haitischen Stadtgebiet arbeitet. Ihre Geschichten zeigen Strategien auf, um die Gesundheit von werdenden Müttern und Neugeborenen bestmöglich zu schützen – zugleich wird deutlich, welche Gefährdung Tag für Tag durch fehlenden Transport, mangelnde Kommunikation und unzureichende Bildung gegeben ist.“

Besonders spannend: Die Geschichten, die der Film begleitet, werden immer kontextualisiert – als ZuseherInnen lernen wir über das unfassbar hohe Risiko in Äthiopien als werdende Mutter bei der Geburt zu sterben. Wir sehen Armut und gefährliche Unterernährung von Müttern und Säuglingen in Haiti und erfahren von Gebärenden in Kambodscha, die für den weiten Transport in ein Krankenhaus von Spenden/Programmen internationaler Organisationen finanziell abhängig sind. Die notwendigen Maßnahmen für bessere Versorgung sind dabei stets mit im Fokus: Ausbau des Gesundheitssystems, Investitionen in Bildung, niederschwellige Beratungsangebote und Informationen, sowie der Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum.

SONY DSCViele der ZuseherInnen sind am 3. Mai für das anschließende Publikumsgespräch im Top Kino geblieben: Petra Bayr konnte uns als Gründerin der Plattform Mutternacht einen fundierten Überblick zum Thema Müttergesundheit und Müttersterblichkeit weltweit geben. Sie hat unter anderem die Bedeutung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sowie von (inter-) nationalen Förderprogrammen mit einem besonderen Fokus auf Frauengesundheit hervorgehoben.

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Barbara Wagner vom Netzwerk Frauenrechte von Amnesty International Österreich sprach über die AI-Kampagne „My Body, my Rights“ und erzählte von Beispielen, wann und wo politischer Aktivismus bereits direkte Erfolge und Verbesserungen für Frauen erzielen konnte.

Den Einladungsfolder gibt es  hier zum herunterladen.

 

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Frauen und Mütter auf der Flucht
Plattform Mutternacht informiert über Schicksale werdender Mütter, Mädchen und Frauen

Im Vorfeld des Muttertags am 8. Mai 2016 machte die von NGOs und Parlamentsparteien getragene Plattform Mutternacht bei einem Pressegespräch auf die aktuelle Situation von weiblichen Flüchtlingen aufmerksam.

DSC_6815Frauen und Kinder sind mittlerweile in der Überzahl bei neu ankommenden Flüchtlingen in Europa, auch in den syrischen Nachbarstaaten überwiegt mit 75 Prozent der Anteil von Frauen und Kindern.  Doch gerade die Sicherheit von Frauen und Mädchen ist auf der Flucht besonders gefährdet, sie werden nicht selten Opfer von sexueller Gewalt oder Misshandlung. Dazu kommen speziell für Frauen in und um Syrien weitere Herausforderungen: etwa die zunehmend alleinige Verantwortung für die Familie und das Einkommen. Und auch wenn Frauen und Mütter die Flucht erfolgreich überstehen konnten, existieren gerade in der Ankunftsphase besondere Gefahren für weibliche Flüchtlinge.

DSC_6879„Die sexuellen und reproduktiven Rechte gehören zu jenen Menschenrechten, die in Krisensituationen besonders schnell unter Druck geraten. Mädchen und Frauen auf der Flucht sind häufig mit sexuellen Übergriffen, fehlendem Zugang zu Verhütungsmitteln samt Notfallverhütung, mangelnder medizinischer und psychologischer Betreuung bei Missbrauch sowie bei ungewollter und gewollter Schwangerschaft und Geburt konfrontiert“, zeigt Petra Bayr, Sprecherin der Plattform Mutternacht und Bereichssprecherin für globale Entwicklung der SPÖ auf. „Es ist daher dringend notwendig, den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen sicherzustellen.“

DSC_6867Beatrix Bücher hat für CARE – die Hilfsorganisation hat bisher rund 2,3 Millionen Flüchtlinge in und um Syrien unterstützt – die Studie „Women, Work and War“ geleitet, die sich mit der Situation syrischer Frauen im 6. Jahr des Kriegs beschäftigt. „Syrische Frauen und Mütter schultern einen Großteil der Last von Krieg und Vertreibung“, sagt Bücher. „Sie sind mittlerweile häufig allein für die Versorgung der Kinder und das Familieneinkommen verantwortlich. Eine von sechs Familien  in Syrien ist weiblich geführt.“ Mit erheblichen Folgen: „An Militär-Checkpoints droht Frauen sexuelle Gewalt. Manchmal müssen sie unter Lebensgefahr Frontlinien überqueren. Auch zuhause sind Frauen nicht vor Gewalt gefeit, weil es wegen großer psychischer Belastungen und sich ändernder Rollen häufiger zu Konflikten kommt.“ Syrische Frauen bräuchten Unterstützung, damit sie gefahrlos für sich und ihre Familien sorgen können – etwa in Form von materieller Hilfe und Berufstraining.

DSC_6848Seit Dezember 2015 kommen erstmals mehr Frauen und Kinder als Männer nach Europa. Sie stammen großteils aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. „Für Frauen, die flüchten müssen, bestehen besondere Gefahren während der Flucht und auch in der Ankunftsphase. Sie brauchen geschlechtsspezifische Sozialarbeit und Unterstützung dabei, ihre neue gesellschaftliche Identität in Österreich zu finden“, sagt Anita Monika Jahrmann-Foidl vom Samariterbund. Die Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin ist seit 10 Jahren im Flüchtlingsbereich tätig und leitet das „Haus Sidra“ für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wien. Der Samariterbund betreibt derzeit in ganz Österreich rund 40 Flüchtlingseinrichtungen für Familien, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Erwachsene. Zu Spitzenzeiten versorgen die haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen des ASBÖ täglich 7.500 Flüchtlinge.

Sawsan Mohammed, Flüchtlingshilfe von CARE International in Jordanien, berichtet via Skype direkt aus Amman: „Das Gesundheitssystem in Jordanien ist durch die anhaltende und langjährige Flüchtlingskrise schwer überlastet, das betrifft nicht zuletzt besonders die rund 300.000 weiblichen Flüchtlinge. Darunter sind viele Schwangere und stillende Mütter. Routine-Impfungen und Untersuchungen von Schwangeren und Müttern sind nach wie vor kostenlos. Organisationen wie CARE stellen Bargeldhilfe für medizinische Notfälle bereit und beteiligen sich an landesweiten Kampagnen zur reproduktiven Gesundheit. Dennoch ist es dringend nötig, dass Flüchtlingsfrauen, besonders Schwangere und Mütter, eine umfassendere Betreuung  im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit, Aufklärung über ihre Rechte sowie die entsprechende medizinische Versorgung bekommen.“

Medienberichte zur Pressekonferenz am 26.4.2016:

http://mobil.derstandard.at/2000035828978/Plattform-Mutternacht-Muettersterblichkeit-ist-kein-Schicksal

http://religion.orf.at/stories/2771908/

http://www.kathpress.at/goto/meldung/1370650/mutternacht-75-prozent-aller-fluechtlinge-frauen-und-kinder

http://fm4.orf.at/player/20160502/RC